Aussicht auf Sao Paulo
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São Paulo

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Die Großstadt São Paulo haben wir uns am Wochenende angeschaut. Bereits beim Reinfahren in die Stadt hat man gemerkt, wie riesig São Paulo ist. Egal, wohin man schaut; Hochhäuser weit und breit. In der Stadt treffen sich die zwei Flüsse Rio Tietê und Rio Pinheiros in einem „L“ und umrahmen einen Teil der Stadt.

Da der Sohn der brasilianischen Familie, die ich besuche, in São Paulo studiert und nach einem Jahr nun erstmals ein Semester in Präsenz hat, war das Wochenende auch für den Umzug da. 

Nachdem wir also Freitag Abend alles bestmöglich eingerichtet hatten, sind wir einmal über den Campus der USP (Universidad de São Paulo) gefahren. Und der ist wirklich riesig. Wie eine eigene Stadt. Es gibt sogar Bank-Filialen auf dem Campus. Jedes Fach hat sein eigenes Gebäude in der Umgebung der jeweiligen Fakultät. Dann gibt es noch Sportanlagen, ein Krankenhaus und auch die Polizeischule liegt auf dem Campus. 

Wir haben uns abends außerdem noch die „Wirtschaftsstraße“ angeschaut. Hohe, moderne Gebäude an einer großen, viel befahrenen Straße. Das war der typische Großstadtcharakter, den ich in Rio de Janeiro nicht gesehen habe. São Paulo ist größer als Rio, hat über 12 Millionen Einwohner*innen und wird von vielen Brasilianer*innen als Arbeits- oder Industriestadt betitelt. Das stimmt auch, aber natürlich nicht nur. Die großen Firmen sitzen in São Paulo und viele Menschen arbeiten in der Stadt, aber kulturell hat São Paulo auch sehr viel zu bieten. Allein schon, weil in ihr so viele verschiedene Gruppen aufeinandertreffen. Und sie ist natürlich eine Studierendenstadt.

Passend dazu haben abends in den Bars der Stadt sehr viele Studierende gefeiert. Ähnlich wie in Rio gab es auf den Straßen Willkommensfeiern für die neuen Studierenden und Semesterbeginn-Feiern. 

Den nächsten Tag haben wir mit dem museo da Língua Portuguesa begonnen. Eine Verwandte der Familie studiert und lebt schon lange in São Paulo und hat uns am Wochenende durch die Stadt geführt. Die U-Bahnstation, an die das Museum grenzt, ist sehr prachtvoll gebaut. Bezüglich der U-Bahn-Linien habe ich auch gelernt, dass die gelbe Linie nicht staatlich, sondern von einer Firma privat finanziert ist. Diese ist natürlich anders als die „normalen Linien“ sehr sauber, modern und generell schön gestaltet.

Das museo da Língua Portuguesa war sehr modern aufgebaut. Auf verschiedenen Etagen ging es vor allem um die ausländischen Einflüsse, die zum brasilianischen Portugiesisch geführt haben. Das Ganze wurde verbunden mit der generellen Herkunft diverser Sprachen und Wörter und dem Thema Migration.

Von der Terrasse des Museums hatte man einen tollen Blick über einen Teil der Stadt.

Direkt gegenüber von dem Museum lag das Pinacoteca-Kunstmuseum. Dieses war von außen und innen sehr schön gestaltet. Die Ausstellung war nach Themen und Künstlern geordnet und zeigte mehrheitlich moderne Kunst. Oft lagen Bilder, die dasselbe Thema behandelten, allerdings künstlerisch und von ihrer Entstehungszeit weit auseinander, was die Betrachtung etwas eigenartig gestaltete. 

Zu jedem Thema gab es Informationstafeln, die eine Interpretation der Ausstellungsstücke vereinfachte. Das hat mir sehr gut gefallen.

Nach dem Kunstmuseum haben wir uns auf den Weg in das japanische Viertel der Stadt gemacht. Typisch für Samstagnachmittag war dort sehr viel los.

Wir sind durch verschiedene japanische Supermärkte geschlendert und haben uns schlussendlich in einem japanischen Restaurant niedergelassen. Da dieses sehr voll war, haben wir keinen „normalen“ Tisch, sondern ein kleines Zimmer mit Sitzplätzen auf Bodenhöhe und Raum für die Beine unter dem Tisch bekommen. Uns hat diese authentische Art, japanisch zu essen, sehr gut gefallen. 

japanisches Viertel in Sao Paulo
japanisches Viertel

Anschließend haben wir die Catedral da Sé besucht. Diese Kathedrale liegt in „Downtown“ São Paulo und besteht aus hellem Sandstein und wird mit einer Kuppel geziert. Im Inneren finden sich massive Steinsäulen und hohe Decken. Gegenüber der Kathedrale liegt auch das Universitätsgebäude der Jura-Fakultät.

In dieser Region der Stadt ist immer viel Polizei unterwegs. Die Verwandte der Familie hatte erzählt, dass die Leute hier nur arbeiten und nicht wohnen würden. Hier gibt es auch viele Obdachlose und Bettler. Generell ist dieses Viertel der Stadt das Unsicherste.

Am Abend war ich mit einigen Studierenden in einer Bar. Ihnen allen gefällt São Paulo selbst und die Vielfältigkeit der Stadt sehr. Einige von ihnen kommen ursprünglich aus ganz anderen Ecken Brasiliens und wollten unbedingt an der Universität studieren. Sie gilt als die Beste Brasiliens.

Den nächsten Tag haben wir mit dem Altino Arantes Gebäude begonnen. Es ähnelt stark dem Empire State Building in New York, nur in viel kleiner. Vom 26. Stock aus hatte man eine tolle Sicht über die Stadt.

Altino Arantes Gebäude, Sao Paulo
Altino Arantes Gebäude
Aussicht vom Altino Arantes Gebäude, Sao Paulo
Aussicht vom Altino Arantes Gebäude

Auf einigen weiteren Etagen gab es Ausstellungen rund um das Thema brasilianische Geschichte und bekannte Persönlichkeiten. Das Gebäude beherbergt außerdem die alte Bank São Paulos, die mittlerweile wie ein Museum ausgestellt wird.

Nicht weit entfernt von dem Gebäude liegt das Kloster São Bento. Es ist kleiner als die Kathedrale, aber mehr geschmückt. So sind von den zwölf Jüngern Jesu Statuen im Kirchenschiff verteilt. Nur Judas fehlt und wurde durch Paulus ersetzt.

Danach sind wir zur avenida Paulista gefahren. Diese Straße wird sonntags für Fahrzeuge gesperrt und wird dann von vielen Fußgänger*innen, Fahrradfahrer*innen, Skater*innen und Straßenkünstler*innenn besucht. An ihr befinden sich außerdem viele Geschäfte und Restaurants.

Die Atmosphäre war toll; viel Musik, zu der die Leute getanzt haben, viele andere Shows, ein Markt… Generell trafen sich hier viele unterschiedliche Menschen und haben die Zeit genossen. Nicht zuletzt wird die „Paulista“ deshalb auch als die „Copacabana von São Paulo“ betitelt.

avenida Paulista, São Paulo
avenida Paulista
avenida Paulista, São Paulo
Markt vor MASP, Sao Paulo
Markt vor MASP

Direkt an der Straße liegt auch das MASP. Das Museu de Arte de São Paulo ist ein modernes Kunstmuseum. Hier fand sich auch viel gesellschaftskritische Kunst, die mir sehr gefallen hat. In ihm finden sich aber auch viele bekannte Künstler wie Monet, Picasso und van Gogh. Entsprechend der modernen und teils abstrakten Kunst war das Museum minimalistisch eingerichtet. 

Gegenüber der „Paulista“ liegt der parque Trianon, durch den wir anschließend geschlendert sind. Auf der weiten Fläche finden sich viele verschiedene Pflanzenarten und Statuen.

Als wir von Sãu Paulo wieder zurückfahren wollten, hat es angefangen, stark zu regnen. Das hatte ich in meiner Zeit in Brasilien bisher noch nicht erlebt. Der kräftige Schauer dauert nicht lange, bildete aber richtige Flüsse auf den Straßen. Dieser Regen sei typisch für die Region São Paulo, war uns aber auf unserem Trip durch die Stadt erspart geblieben.

Sãu Paulo hat mir sehr gut gefallen. Eine Großstadt mit vielen jungen Leuten. Viel alternativ und queer. 

Generell gibt es auch viele Prostituierte. Das war mir in Rio de Janeiro nicht aufgefallen. 

In der Stadt habe ich mich allerdings nicht ganz so sicher gefühlt wie in Rio. Besonders „Downtown“ sollte man nach der Dämmerung besser meiden, wurde mir erzählt. 

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