Aussicht auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro
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Rio de Janeiro

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Nachdem ich nun zwei Monate freiwillig in einer Grundschule gearbeitet habe, dort den Alltag der Lehrkräfte während der Pandemie mit immer neuen, verwirrenden Regelungen und komplizierter Umsetzung hautnah miterleben konnte, ging es für mich spontan auf eine neue Reise.


Ich besuche nun Bekannte in Südamerika. Zunächst in Brasilien und anschließend in Ecuador.

Und mit Brasilien ging es los, genauer gesagt mit Rio de Janeiro.

Diese weitläufige Küstenmetropole mit rund 6,7 Millionen Einwohner*innen zu bereisen war atemberaubend. Die ganze Zeit über war die brasilianische Familie, die ich besuche, mit mir zusammen unterwegs. Gerade wegen der Orts- und Sprachkenntnisse war das äußerst hilfreich.

Copacabana bei Nacht, Rio de Janeiro

Am ersten Abend haben wir das Stadtviertel Copacabana erkundet. Wir sind über den Strand geschlendert, vorbei an Bars, tanzenden Grüppchen und viel Musik. Die Stimmung war äußerst ausgelassen und hat mich sofort angesteckt. 

Ich war sogar noch über den Karneval in Rio. Wegen der Pandemie wurden die großen Festlichkeiten, wie der große Umzug durch den Sambódromo, jedoch in den Mai verschoben.

Ein paar kleinere Gruppen, die den Karneval mit lauter Musik in den Straßen feierten, konnten wir dennoch sehen. 

Zu Rio gehören auch die wellenähnlichen Bodenkacheln, die immer mal wieder anzutreffen sind.

typischer Boden in Rio de Janeiro
typischer Boden in Rio de Janeiro

Ich habe auch direkt am ersten Abend gelernt, dass Reis und Bohnen in Brasilien täglich auf den Tisch gehören. Genauso wie jede Menge Fleisch.


Den nächsten Tag haben wir mit einer Stadtführung durch das historische Viertel von Rio begonnen. Der Tourguide erzählte uns von der kolonialen Vergangenheit Brasiliens, welche 1500 begann, dem Einfluss Portugals und der architektonischen Inspiration aus Frankreich.

So sind viele Gebäude im historischen Viertel im französischen Stil erbaut. Wie die Nationalbibliothek oder das Theater, welches direkt an die Pariser Oper erinnern soll.

Als die portugiesische Königsfamilie 1808 fluchtartig aus Portugal, welches von napoleonischen Truppen bedroht war, nach Brasilien, der damals reichsten Kolonie Portugals, floh, waren in Rio de Janeiro zunächst keine königlichen Paläste oder sonstige edlen Bauwerke oder gar Baustile vorhanden. 

Mit der Ernennung Brasiliens zu einem eigenen Königreich in 1815 und dem folgenden Nachzug der portugiesischen High-Society nach Rio de Janeiro wurden prunkvollere Gebäude erbaut. Ganz im französischen Trend der Zeit. So findet sich auch ein gut erhaltenes Café im Stadtteil, welches an eine schmuckvolle Brasserie erinnert oder eine prachtvolle Kirche, die damals nur für die portugiesische Königsfamilie und die brasilianische kaiserliche Familie zugänglich war (die Kirche für alle anderen Bewohner*nnen befindet sich direkt daneben).

Zunächst war Dom Jo­ão Regent von Portugal und Brasilien. Als dieser 1821 wieder zurück nach Portugal kehrte, übernahm sein Sohn Pedro I. die Regentschaft. Wider aller Erwartungen setzte Dom Pedro I. die Unabhängigkeit Brasiliens jedoch nicht durch und handelte als Autokrat. Unter seiner Führung musste Brasilien auch der Unabhängigkeit Uruguays zustimmen. 1831 dankte Dom Pedro I. ab und kehrte nach Portugal zurück. Als seinen Nachfolger ließ er seinen minderjährigen Sohn, Pedro II., zurück. 1840 (Dom Pedro II. war gerade einmal 14 Jahre alt) wurde er zum Kaiser von Brasilien gekrönt. Trotz seines Alters schaffte er es mit guter Bildung und fähigen Beratern, Brasilien in eine Exportnation zu verwandeln und setzte langsam die Industrialisierung in Gang. 

Die zunehmenden republikanischen Bewegungen, die Sklavenbefreiung und schlussendlich ein Militärputsch im Jahr 1889 führten zum Sturz der Monarchie. Das ging entschieden gegen den Willen des Mutterlandes Portugal. 

Dom Pedro II. verließ mit seiner Familie das Land und lebte im Exil. 
Allerdings wurde die Staatsform der Republik in Brasilien erst 1889 erklärt.

Diesen Teil der brasilianischen Geschichte und noch einiges mehr haben wir auf unserer Führung kennengelernt.

museo de amanhá in Rio de Janeiro

Nach der Stadtführung gingen wir in das Museum der Zukunft (museo de amanhá), dessen Thema die Architektur des Gebäudes bereits sehr gut darstellt. In der modernen und interaktiven Ausstellung wurden gesellschaftskritische Themen rund um den Planeten Erde behandelt.

Anschließend ruhten wir uns am Strand von Copacabana aus und genossen die landeseigenen Caipirinhas (die besten, die ich je getrunken habe).

Als die Sonne unterging, hatten wir einen schönen Blick auf die Berge und die Cristo-Statue.

Sonnenuntergang an der Copacabana, Rio de Janeiro
Sonnenuntergang an der Copacabana

Und genau dorthin führte uns am nächsten Tag auch der erste Ausflug. Cristo Redentor liegt hoch auf einem Hügel. Unser Weg führte mit Auto, Bus und zu Fuß durch die wunderschöne Natur. Als wir das letzte Stück der Treppen bestiegen, konnten wir die Cristo Statue bereits von hinten bewundern. Von der Plattform, auf der sie steht, hat man aber auch einen großartigen Blick über die Stadt. 

Cristo Redentor von hinten
Blick auf Cristo Redentor während des letzten Stücks der Treppe
Cristo Statue, Rio de Janeiro
Cristo Statue von vorne

Diese beschützende Statue live und in Farbe zu sehen, war ein ganz besonderes Ereignis. Anschließend haben wir noch bei dem Aussichtspunkt Mirante Dona Marta angehalten, von dem aus man den wohl bekanntesten Blick auf Rio (und die Cristo Statue) hat.

Ausblick auf Rio de Janeiro
DER Blick auf Rio de Janeiro
Cristo Redentor von Aussichtsplattform, Rio de Janeiro
Cristo Redentor von der Aussichtsplattform

Abends haben wir uns in einer Bar mitten in einer Community (so werden die „Favelas“ mittlerweile genannt) mit verschiedenen mehr oder weniger Bekannten getroffen. Auch von der Bar aus hatte man eine tolle Sicht über die Stadt.


Am nächsten Tag erklommen wir den Pão de Açúcar (Zuckerhut). Zumindest den ersten Teil. Um auf den Gipfel zu gelangen, gibt es eine Seilbahn, die den ersten Halt auf dem Morro da Urca macht, den man mit wenig Anstrengung gut zu Fuß erreichen kann. Von dort aus setzt die Seilbahn dann auf den Gipfel des Zuckerhuts über.

Auf dem Morro da Urca hatten wir eine gute Sicht über die Stadt, besonders auf die Strandregionen. Auf dem Pão de Açúcar selbst jedoch waren wir in eine Wolke getaucht. Und diese lichtete sich trotz Warten nicht. Aber auch das war ein authentisches Erlebnis.

Ausblick von Morro da Uca, Rio de Janeiro
Ausblick von Morro da Uca
Ausblick von Morro da Uca, Rio de Janeiro
nebelige Sicht vom Pão de Açúcar, Rio de Janeiro
nebelige Sicht vom Pão de Açúcar selbst

Auf dem Gipfel gibt es verschiedene Spazierwege durch einen Bambuswald, auf denen man immer mal wieder auf kleine Affen trifft.

Die Namensgebung des Zuckerhuts kommt im Portugiesischen von der besonderen Bedeutung des Zuckerrohrs für Rio de Janeiro. Zum Export wurde der Rohrzucker zu brotähnlichen Blöcken geformt. Die Form dieser „Zuckerbrote“ ähnelt der Form des Gipfels.

Im Deutschen wird der Gipfel „Zuckerhut“ genannt, weil seine Form der eines Zuckerhuts gleicht.

Unser Weg führte weiter in den Jârdim Botanico, welcher 1808 von Dom Jo­ão gegründet wurde und vor allem der Spaziergänge des Königshauses diente. 

Heute finden sich in ihm Königspalmen, welche zum Teil noch aus seiner Entstehungszeit stammen, Gewächshäuser, Rosengärten, Seen, die Amazonas-Riesenseerose, ein Treibhaus und das Instituto de Pesquisas Jardim Botânico do Rio de Janeiro mit Bibliothek und Museum.

Anschließend haben wir uns das Strandviertel Ipanema angeschaut. Mit modernen Häusern, vielen Bars und Restaurants gehört es zu den edleren Vierteln der Stadt. Der Strand selbst ist etwas ruhiger als der an der Copacabana.

Strand von Ipanema, Rio de Janeiro
Strand von Ipanema

Abends haben wir uns dann mit den Brasilianer*innen, mit denen wir am Abend vorher in der Bar waren, getroffen und sie haben uns auf eine Art Straßenfestival in Tijuca, einem nicht touristischen Viertel der Stadt, mitgenommen.

Zu lauter Musik haben vor allem Studierende ausgelassen getanzt und sich unterhalten. 

Auch ich als Ausländerin wurde schnell herzlich mitaufgenommen und habe viele Gespräche geführt. 

Das war wirklich ein absolut glücklicher Insider-Tipp. 

Mit diesem Abend endete unser Aufenthalt in Rio de Janeiro.


Am nächsten Tag haben wir auf dem Rückweg noch in Petrópolis gehalten. Die Stadt wurde Mitte Februar von starkem Regen verwüstet. Aufgrund der Zerstörung war von den Sehenswürdigkeiten, welche unter anderem das museu Imperial, einen Nationalpark, den Quitandinha Palace, Casa da Princesa Isabel und die Catedral São Pedro de Alcântra bilden, nur die Kathedrale zugänglich.

In der Kathedrale liegen die Leichnamen von Dom Pedro II. und seiner Familie.

Catedral São Pedro de Alcântra, Petrópolis
Catedral São Pedro de Alcântra, in der der Dom Pedro II, und seine Familie begraben liegen

Die Tage in Rio de Janeiro waren unglaublich. Alle Menschen, die ich kennengelernt habe, waren freundlich, offen, interessiert und vor allem gelassen. Generell begleitet sie eine gewisse Unbeschwertheit, die ich sehr genossen habe. Ich hatte großes Glück, selbst rund um die Uhr mit Brasilianer*innen unterwegs gewesen zu sein.

Und obwohl die Stadt sehr groß ist, hat sie für mich keinen typischen Großstadtcharakter. Da sie so weitläufig ist, gibt es selten sehr hohe Gebäude. In ihr treffen Strand, Berge, Kultur und Geschichte aufeinander und man spürt wenig von einer großstädtischen Alltagshektik.

Außerdem habe ich mich in der Stadt keinmal wirklich unsicher gefühlt. Natürlich habe ich auf meine Wertsachen Acht gegeben, aber das auch nicht mehr als in anderen Großstädten.

Meine ersten Tage in Brasilien waren ein unvergessliches Erlebnis.

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