Montag fand die „goodbye-party“ der Frauengruppen statt. Da Sedighe am Dienstag mit der Fähre nach Athen gefahren ist, haben wir die „party“ auch in eine Art Abschied von ihr umgewandelt.
Um 11 Uhr haben wir uns zunächst vor zwei Kunstmuseen in der Nähe von Villys Haus getroffen. Die Museen hatten heute leider geschlossen, aber Villy wollte die Party kein andermal stattfinden lassen, da Sedighe sonst nicht hätte dabei sein können.
Heute sind neun Frauen und zwei Kinder zu der „party“ gekommen.
Vor den Museen haben die Frauen erst einmal viele Fotos geschossen; in der Gruppe, mit Villy und mir oder mit ihren Kindern.
Villy hat die Frauen dann auch die Abschlussfragebögen mit Sedighes Hilfe ausfüllen lassen. Außerdem haben wir wieder Videos von Frauen aufgenommen, die sich bereit dazu erklärt haben, etwas von den Erlebnissen während den Sitzungen zu berichten.
Sedighe hatte ihre Tochter dabei, die viel mit mir gespielt hat und es nicht einsehen wollte, dass ich Villy eigentlich assistieren musste.
Nach den Fotosessions sind wir dann zu Villy gelaufen. Ich habe ihr wieder beim Vorbereiten des Essens geholfen. Wie letztes Mal auch gab es Tee, Halva (ein süßer griechischer Nachtisch), frische Pizza, asiatisches Essen von einem Restaurant in der Stadt und selbst gebackene Kekse.
Es war etwas schwierig, den Frauen zu erklären, dass sie nicht am Buffet-Tisch essen sollen und dass eine Schale mit asiatischem Essen keine ganze Portion für eine einzelne Frau war…
Nach dem Essen hatte Sedighe afghanische Musik angemacht und wir haben gemeinsam angefangen zu tanzen. Eine Frau kannte sich besonders gut mit den klassischen afghanischen Tänzen aus und hat uns dann die Schritte beigebracht. Das hat großen Spaß gemacht.
Während wir alle ausgelassen getanzt haben, hat Sedighe einen englischen Anruf bekommen. Sie hat total perplex geschaut und als sie aufgelegt hatte, hat sie mich zur Seite genommen und gesagt: „The camp is burning“. Da ist mir kurz das Herz in die Hose gerutscht.
Wir haben auch Villy sofort Bescheid gesagt. Den Frauen allerdings noch nicht.
Nach mehrfachem Rumtelefonieren hatte Sedighe herausgefunden, dass es sich bei dem Brand um ein großes „single-men“ Zelt handelte.
Für die Frauen, die alle in der „family-section“ leben, also erst einmal Entwarnung.
Aus Villys großem Fenster im Wohnzimmer konnte man die dunkle Rauchwolke sehen, die vom Camp ausging. Weil ich mehrmals besorgt dorthin geschaut hatte, haben die Frauen irgendwann angefangen zu fragen, was dort draußen los ist.
Eine hatte dann gelassen erzählt, dass es im Camp ein Feuer geben würde und keine der Frauen zeigte sich großartig besorgt. Entweder wussten sie schon, dass ihre „section“ vom Brand nicht betroffen war oder ein Feuer besorgte sie gar nicht mehr…
In dem Moment musste ich daran denken, wie es wohl war, als im September 2020 die Nachricht vom großen Brand in Moria die Menschen erreicht hat. Vielleicht war es genau wie bei uns gerade: Es wird fröhlich getanzt und nichtsahnend erhält man auf einmal diese Schreckensnachricht.
Ich habe zwischenzeitlich mit Max gesprochen, der in der Organisation war. Es stellte sich heraus, dass das Zelt, was gebrannt hat, Nazaris Zelt war. Max hatte erzählt, dass dieser furchtbar aufgelöst war, als er das erfahren hat. Zum Glück hatte er immerhin seine Dokumente bei sich.
Die Feuerwehr hat das Feuer allerdings gut unter Kontrolle bekommen.
Die Frauen konnten also wieder gefahrlos zurück ins Camp. Ein besonders gutes Gefühl hatten Villy und ich dabei allerdings nicht.
Dienstag sollte die Reise für Sedighe losgehen. Sie hatte mir erzählt, wie eine Abreise abläuft: Am Tag der geplanten Abreise (für Sedighe Dienstag) müssen sich die Geflüchteten mit ihren Reisedokumenten beim Camp melden und beantragen, von der Registrierten-Liste genommen zu werden. Pro Tag streicht das Camp nur 50 Menschen von dieser Liste. Alleine dieser erste Schritt ist also noch nicht sicher.
Wenn das geklappt hat, dürfen sie nachmittags zum Hafen, um die Fähre nach Piräus zu nehmen.
Sedighe wird mit ihrer Familie erst einmal eine Woche in Athen bei einer Freundin bleiben, die dort eine Wohnung von der UN bezahlt bekommt, da sie zwei schwer kranke Kinder hat.
Danach möchte sie mit ihrer Familie weiter nach Deutschland. Am liebsten nach Köln.
Wir haben Telefonnummern ausgetauscht und bleiben in Kontakt. Wenn es tatsächlich Köln wird, dann werden wir uns sicher auch noch einmal persönlich sehen.
Max war Montag noch lange weg. Zwar ging das Packen der Foodbags heute schneller, allerdings sollte er für einen Afghanen und seine Familie Fährtickets kaufen, welche Siniparxi gesponsert hat.
Eiegentlich sollte Nazari das alleine übernehmen, da dieser aber kein gutes Englisch spricht, hatte Max angeboten, mitzugehen.
Sie mussten erst einmal lange auf den Afghanen warten. Dieser hatte dann sein Impfzertifikat vergessen, seine Familie war noch nicht bei ihm und die Polizei hat bei der Kontrolle der Pässe große Unruhen verbreitet.
Bis Max die Tickets kaufen konnte und den Hafen verlassen konnte, waren mehr als zwei Stunden vergangen.
Dienstag begann mit der Fooddsitribution am Camp. Dieses Mal verlief es wieder geregelter als letzte Woche, dennoch sind ein paar Bags übrig geblieben. Es war für die Menschen heute nämlich aufgrund des gestrigen Feuers nicht einfach, das Camp zu verlassen. Die Polizei war da wohl besonders streng…
Heute stand abgesehen von ein bisschen „office work“ in Form von Listen und Textüberarbeitung nicht viel an.
Rouddy hatte Max und mir heute erzählt, dass er uns sehr vermissen werde. „The good people always leave so fast. I wish you could stay longer“, hatte er gesagt. Er scherzt schon seit ein paar Wochen damit, unsere Flüge einfach umzubuchen.
Stratis war auch bereits mit feuchten Augen auf Max und mich zugegangen, hatte uns auf die Schultern geklopft und gesagt „You are good people. You will really be missing here when you are gone.“ Das hat uns sehr berührt.
Wir hatten dann scherzhaft gesagt, wir seien ja noch einige Zeit hier und deshalb könnten wir uns die Sentimentalitäten noch etwas aufsparen.
Aber natürlich befassen auch wir uns langsam mit dem Gedanken, bald zu gehen. Wir werden sie und die Arbeit in der Organisation natürlich sehr vermissen…
Eine besonders schöne Nachricht war, dass Raha heute ihren Pass bekommen hat. Zur Feier des Tages hatte sie für alle Kekse mitgebracht. Wir haben uns riesig für sie gefreut.
Sie möchte auf Lesbos bleiben, spricht schon griechisch und hat auch von MSF (Ärzte ohne Grenzen) bereits ein Jobangebot erhalten.
Nazari war heute aber auch in der Organisation und hat erzählt, dass sein Zelt unter Wasser stünde, seit das Feuer gelöscht worden war.
Trotz mehrmaligen Nachfragens, ob er etwas benötige, hat er sich nicht getraut, nach Hilfe zu fragen.
Er hat aber erzählt, dass sich die NGO „eurolief“ im Camp gut um trockene Decken und neue Schlafplätze für die Bewohner aus seinem Zelt kümmert.
Mit Rouddy und Ben haben wir uns über das Feuer unterhalten.
Rouddy geht davon aus, dass das Feuer ein misslungener Versuch war, sich bei der Kälte zu wärmen.
Ben glaubt eher, dass es wie damals bei dem großen Brand in Moria ein absichtlich gelegtes Feuer war, um Aufmerksamkeit auf die Situation der Geflüchteten zu lenken.
Im Dezember soll auch der Papst das Camp wieder besuchen und am Mittwoch ein Minister Griechenlands.
Welche Theorie jetzt tatsächlich stimmt, darüber kann man sich nur streiten.
Fakt ist jedoch und das sehen Rouddy und Ben beide so, dass das Anzünden des alten Camps zwar kurzfristig sehr gefährlich für die Menschen war, langfristig aber Gutes bewirkt hat: Viele Menschen wurden ohne genehmigten Asylantrag von anderen Ländern aufgenommen, die Ernsthaftigkeit der Lage auf Lesbos ist erstmalig groß in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit gerückt und ein neues Camp ,(was sich zwar zu Beginn in einem grauenvollen Zustand befand, jetzt aber um einiges besser ist als das alte Camp), wurde erbaut.
Im alten Camp waren Brände sowieso nicht ungewöhnlich, hatte Rouddy erzählt. Es gab immer viel Streit zwischen den Menschen und besonders die Afghanen spielten wohl gerne mit Feuer. Arabische Menschen hingegen waren für viele ernsthafte oder sogar tödliche Verletzungen mit Messern verantwortlich. Auch Kinder sollen in solche brutalen Streitereien verwickelt gewesen sein.
Trotz des Brandes hatte Nazari es geschafft, uns afghanische Suppe mitzubringen, die er von einer Familie bekommen hat, die im Camp immer viel kocht.
Wie erwartet war die Suppe ziemlich scharf, aber trotzdem lecker.
Nachmittags ist ein afghanischer Mann zur Organisation gekommen und hat nach Fährtickets für heute Abend gefragt. Erst wollte Rouddy ihn wieder wegschicken, schließlich mussten wir auch noch die Tickets für Sedighes Familie bezahlen. Stratis hatte ihm dann aber doch zugesagt, da Siniparxi wohl noch Budget für Fährtickets übrig hat.
Da gerade viele Menschen die Insel verlassen, möchte die Organisation ab jetzt drei Familien wöchentlich mit Tickets unterstützen.
Das Ganze wird in einer Liste der Organisation genauestens festgehalten.
Stratis hat Max dann wieder das Geld in die Hand gedrückt und dieses Mal habe ich ihn zum Hafen begleitet.
Raha ist mit uns gekommen. Sie hat uns erzählt, dass sie als Minderjährige nach Lesbos gekommen ist und deshalb nie im Camp leben musste. Sie muss jetzt allerdings ihre bisherige Wohnung verlassen, da sie und ihr zweijähriges Kind jetzt einen Pass haben. Sie weiß nur noch nicht, wohin sie umziehen wird…
Am Hafen angekommen wartete bereits eine lange Schlange von Geflüchteten.
Um 16 Uhr öffnete die Polizei die Kontrolle: Sie muss überprüfen, ob die Reisedokumente der Geflüchteten rechtens sind und, ob sie auf er Liste stehen, die festhält, wer heute die Erlaubnis hat, zu reisen.
Pünktlich um 16 Uhr erschien der Mann, dem Stratis die Tickets zugesagt hatte, mit seiner Frau und seinen Kindern. Und seine Frau war Sedighe.
Es hat sich also herausgestellt, dass die Tickets für Sedighe doch noch gar nicht organisiert worden waren. Zum Glück ist ihr Mann heute noch zur Organisation gekommen…
Heute ging aber alles ganz schnell: Die Polizei hat ihr okay gegeben, Max die Tickets gekauft und diese Sedighes Mann übergeben.
Villy war auch da und wollte sich von Sedighe verabschieden. Das war tatsächlich sehr emotional. Sedighe hat einige Tränen verdrückt.
Ich habe sie auch fest in den Arm genommen, ihr eine gute und sichere Reise gewünscht und ihr gesagt, dass sie sich in Deutschland auf jeden Fall an mich wenden soll, wenn sie etwas braucht.
Sedighes Mann hat sich oft bei uns bedankt und auch ihm haben wir eine gute Reise gewünscht.
Es war wirklich schön, diesen Anfang eines neuen Lebensabschnittes von Sedighe mitzuerleben.
Das ist schließlich der erste große Schritt nach Lebsos, auf den so viele Geflüchtete hoffen.
Am Hafen haben wir auch Gholami und Christian getroffen, die zwei befreundete Familien begleitet und verabschiedet haben. Hoffentlich haben auch sie bald die Möglichkeit, Lesbos zu verlassen.
Mittwoch begann wieder mit der Fooddistribution.
Außerdem haben wir mit den Kindern aus dem Camp Englischunterricht gemacht.
Heute haben wir uns besonders auf das Lesen, die Laute im Alphabet und die Gefühle fokussiert. Wir haben die Klasse auch wieder aufgeteilt.
Um 11 Uhr mussten die Kinder aber schon wieder gehen, da viele von ihnen einen Termin beim Arzt hatten. Das wussten wir vorher aber nicht und mussten den Unterricht so schlagartig beenden…
Bevor sie gegangen sind, haben wir ihnen aber noch die Schulrucksäcke verteilt. Darüber haben sie sich riesig gefreut.
Später erreichte uns die Nachricht, dass Nici, der Kleinste, der heute nicht dabei war, geweint hat, weil er keinen Rucksack bekommen hatte. Für ihn haben wir uns aber einen ganz Besonderen ausgesucht und den bekommt er natürlich, wenn er das nächste Mal zum Unterricht kommt.
Nach dem Unterricht hat Max Jahreslisten aller Foodistributions der Organisation erstellt, um einen gesamtheitlichen Überblick zu bekommen. Ich habe mit Rouddy an einem Text gearbeitet, in dem er die Fooddistribution am Camp und in der Stadt erklärt und um neues Budget für diese bittet.
Abends stand wieder Tanzen an. Dieses Mal allerdings afrikanisch, da Christina aktuell in Athen ist.
Rouddy hatte Lamprini vorher die Choreografien beigebracht und diese hatte uns dann die Schritte gezeigt.
Das hat wirklich Spaß gemacht und war viel abwechslungsreicher als die griechischen Tänze.
Rouddy war allerdings sehr streng mit Lamprini als Lehrerin, die ihren Job aber wirklich gut gemacht hat.
Zwei Choreografien zu Liedern von Rad Music haben wir heute einstudiert.
Es waren auch noch Mimi, ihr Freund und ein Afghane zum ersten Mal anwesend. Die Gruppe wächst also!
Donnerstag früh erreichte uns die Nachricht, dass es wieder ein Feuer im Camp gab.
Deshalb sind die Kinder auch um einiges später erschienen, da die Polizei das „gate“ wieder kurzzeitig geschlossen hatte.
Das Feuer konnte aber schnell gelöscht werden. Es handelte sich dieses Mal „nur“ um ein kleines Familienzelt.
Max und ich machen uns aber ernsthafte Sorgen, wie sich die Feuersituation hier weiterentwickelt…
Etwas verspätet sind dann die Kinder zahlreich eingetroffen. Auch Trisilia und Mercene waren wieder dabei. Heute haben wir mit den Bild- und Wortkarten im Stuhlkreis angefangen, dann die Wochentage und die Farben spielerisch wiederholt.
Die Gruppe haben wir dann wieder aufgeteilt und ich habe mit den Schwächeren die Gefühle besprochen, während Pia und Benedict den Stärkeren das Wetter und die Jahreszeiten vermittelt haben.
Heute war Raphael, der sonst normalerweise sehr unruhig ist und große Konzentrationsschwierigkeiten hat, sehr motiviert und aufmerksam. Das hat mich sehr gefreut.
Die Kinder wollten alle unbedingt ihre neuen Hefte und Stifte ausprobieren und von der Tafel abschreiben. Da uns dafür dann allerdings die Zeit fehlte, haben wir ihnen ein Arbeitsblatt mit den Gefühlen ausgeteilt und ihnen die Hausaufgabe aufgegeben, die Gefühle in ihre Hefte aufzuschreiben.
Blessing und Houfra verlassen Freitag die Insel. Houfra wollte ihren Schulrucksack tauschen, da dieser ein Loch an einer Ecke hatte. Ich habe ihr dann einen pinken Scout-Rucksack mit Prinzessinnen und Einhörnern herausgesucht. Als ich mit dem Rucksack auf sie zugekommen war, hat sie mich überglücklich angestrahlt. Der Rucksack wurde von den Kindern neben ihr erst einmal genauestens inspiziert.
Es ist wirklich schön, wie sehr sich die Kinder über solch kleine Dinge freuen.
Als die Kinder gegangen waren, haben Nazari und Raha eine kleine afghanische Tanzeinlage vorgeführt. Die beiden haben das richtig professionell aussehen lassen!
Ich habe noch die Listen und Wochenpläne von unserem Unterricht ausgefüllt, damit auch diese Woche präzise nachgehalten werden kann.
Rouddy hatte dann die spontane Idee, ab jetzt mit Deutschunterricht anzufangen. Das hatte er uns ja am Anfang unseres Freiwilligendienstes schon direkt vorgeschlagen, hatte es dann aber nicht weiter verfolgt. Heute war eine Leiterin einer anderen NGO im Office, die viel mit afghanischen Minderjährigen arbeitet. Und die wollen wohl unbedingt Deutsch lernen.
Max und ich haben Rouddy versucht zu erklären, dass sich das etwas schwierig gestalten könnte, weil wir ja nur noch eine Woche und Pia und Benedict nur noch drei Wochen auf Lesbos sind.
Rouddy möchte den Unterricht aber trotzdem unbedingt anbieten, wenn auch nur als kurzen „Workshop“. Ich habe ihm dann nahegelegt, dass immer ein Englisch-Farsi Übersetzer anwesend sein sollte, da sich der Unterricht sonst viel zu schwierig gestalten wird: Die meisten Afghanen sprechen ja auch kaum Englisch (das habe ich ja bei Villys Sitzungen erlebt), da wird der Unterricht für eine noch ganz neue Fremdsprache viel zu kompliziert werden.
Er wollte das am Anfang nicht so richtig verstehen, hat es dann aber eingesehen, als mir auch die Leiterin der NGO zugestimmt hat.
Freitag soll es auch schon losgehen mit dem Deutschunterricht.
Und dann soll dieser immer Dienstagvormittags, Dienstagnachmittags und Freitagmittags angeboten werden. Ich bin gespannt!
Nachmittags haben wir dann die Foodbags gepackt. Dieses Mal hatten wir allerdings weniger Lebensmittel als sonst. So war auch das Packen schnell erledigt.
Freitag habe ich mich zunächst mit Villy getroffen, um die Sitzungen noch einmal Revue passieren zu lassen und über ihre Erfahrungen mit der aktuellen Gefühlslage der Frauen zu sprechen. Das, was sie berichtet hat, war wirklich interessant.
Mittags in der Organisation angekommen, haben wir die Kleiderschränke sortiert. Leider sortieren wir die fast jede Woche immer neu. Wenn Menschen vorbeikommen und sich Kleidung heraussuchen, hinterlassen sie die Schränke unordentlich und Rouddy will jedes Mal, dass die Schränke neu aufgeräumt werden. Das ist aber natürlich eigentlich wenig sinnvoll…
Währenddessen haben Benedict und Pia die erste Stunde Deutschunterricht gegeben. Ein Afghane von außerhalb ist hierfür gekommen und sonst haben einfach unsere Volunteers an der Stunde teilgenommen. Es geht in diesem „Workshop“ ja generell nur um die Basics. Heute haben sie das Alphabet (mit Umlauten) und einfache Fragen und Antworten besprochen. Hashmat war auch dabei und konnte so einiges von Englisch in Farsi übersetzen.
Um 14 Uhr haben wir die Fooddistribution gestartet. Bis 16 Uhr kamen nicht viele Menschen vorbei. Es soll wohl heute ein Problem am „gate“ im Camp gegeben haben…
Obwohl diese Distribution am Freitag für Bewohner aus der Stadt ist, die das ja eigentlich überhaupt nicht betreffen sollte, kamen kaum Menschen ihre Tüten abholen… Ein Zeichen also für uns, dass sehr viele Menschen, denen wir freitags die Bags aushändigen, eigentlich im Camp leben.
Auch heute konnte Nazari wieder ein paar identifizieren, die im Camp und nicht in Mytilini leben. Viele haben das aber nicht zugeben wollen… Da konnten wir dann auch nichts machen.
Um 16 Uhr haben Max und ich wieder Fährtickets gekauft. Dieses Mal für Blessing, Houfra und ihre Mutter. Auch heute verlief alles ruhig und schnell. Es waren auch deutlich weniger Geflüchtete anwesend, die heute die Fähre nach Piräius nehmen wollten.
Wir haben auch noch Sanzel getroffen, einen anderen unserer Schüler, der heute mit seiner Mutter ebenfalls die Fähre genommen hat. Auch ihm haben wir viel Glück und eine gute Reise gewünscht. Wir haben ihm außerdem noch gesagt, er solle weiterhin fleißig Englisch lernen.
Von Samstag auf Sonntag hatte unsere Vermieterin unsere Mitbewohnerinnen, eine Freundin von ihnen und Max und mich dazu eingeladen, eine Nacht in Skala Eresos zu verbringen.
Sie ist dort für das Vermieten eines kleinen Hotels zuständig, was „off-season“ aktuell leer steht.
Alle zusammen sind wir die kurvige Strecke im offenen Cabrio unserer Mitbewohnerin gefahren. Teilweise war es trotz der vielen Sonne im Auto doch etwas frisch…
Aber die Aussicht von diesem kleinen Roadtrip haben wir sehr genossen!
In Eresos angekommen, haben wir uns erst den Sonnenuntergang am Strand angeschaut, dann die Zimmer bezogen (mit 12 Zimmern ist das Hotel eher aufgebaut wie ein Motel mit einer eigenen kleinen Küchenzeile in jedem Raum) und zum Abschluss des Abends in einer Taverne in Eresos Stadt gegessen (das war tatsächlich dieselbe Taverne, in der Max und ich am vorherigen Samstag auch gegessen hatten). Auch dieses Mal haben wir wieder viele griechische Spezialitäten bestellt.
Am Sonntag haben wir vor allem noch den Strand und die warme Sonne genossen.
Es ist zwar bereits Ende November, aber in der Sonne war es wirklich noch richtig warm. So warm sogar, dass einige Menschen im Meer schwimmen gegangen sind.
Nachmittags haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht. Dieses Mal haben wir das Verdeck aber auf halbem Wege geschlossen. Es wurde dann doch etwas zu kalt.
Diese eine ruhige Nacht abseits von Mytilini, im kleinen Städtchen direkt am Meer, war sehr entspannend. Es hat sich fast wie ein kurzer Mini-Urlaub angefühlt.
Das war nach der sonst sehr unruhigen Woche ein wirklich schöner Abschluss.