Da es zwischen Südspanien und dem Süden Portugals keine einfache Zugverbindung gibt, bin ich mit dem Flixbus über die Grenze gefahren.
Albufeira
Mein erster Stop war Albufeira, der wohl bekannteste Party-Ort an der Algarve, was mir vorher nicht wirklich bekannt war.
Ich habe hier nur zwei Nächte verbracht und wollte vor allem die bekannten Höhlen, insbesondere die Benagil Höhle, besuchen.
Von dem ursprünglich kleinen Fischerdörfchen sind außer weißen Häusern und der ein oder anderen Kirche in der Altstadt aber nicht mehr viel übrig: Überall tummeln sich Bars und Restaurants, die sich den Wünschen der (v.a. britischen Touristen) angepasst haben. Der „neue“ Teil der Stadt besteht sowieso nur aus einem langen „Strip“ mit unendlich vielen Bars, die dem billigen Sauftourismus gerecht werden.
Auch wenn ich noch nie auf Mallorca war, stelle ich mir das ganz schön ähnlich vor. Nur tummeln sich in Albufeira vor allem die Briten und nicht die Deutschen.
Trotzdem ist das Städtchen an sich aber durchaus ansehnlich, auch wenn die Atmosphäre durch die Party-Tourist*innen natürlich spürbar gestört wird.
Das Schönste in Albufeira war vermutlich, dass ich mir den Sonnenaufgang am Strand angeschaut habe. Das war ein tolles Erlebnis.
Auch die kleineren Buchten abseits der großen Strände sind sehr schön. Einen kleinen Temperaturschock habe ich dennoch erlitten; im Gegensatz zu 37 Grad in Sevilla waren es in Albufeira nur 25 und früh morgens sowie abends war es zusätzlich sehr windig. Die Wassertemperatur unterschied sich auch sehr von den angenehm warmen Mittelmeer-Temperaturen.
Die Höhlen in der Umgebung von Albufeira habe ich mir mit einer Bootstour angeschaut und war wirklich beeindruckt.
In Albufeira habe ich drei tolle Frauen kennengelernt mit denen ich abends, auch wenn das nicht wirklich mein Ziel war, die Bar bzw. Tanzszene ausprobiert habe. Auch das war eine lustige Erfahrung.
Lagos
Mit dem Zug bin ich dann weiter nach Lagos, die Perle der Algarve, gefahren.
Lagos hat eine schöne kleine Altstadt mit einigen netten Cafés, Restaurants und street-art Malereien.
Sehenswert ist allerdings auch der dreistöckige Markt, auf dem täglich lokale und frische Produkte verkauft werden.
Überreste der alten Stadtmauer sowie Burg zeichnen Lagos ebenfalls aus.
Beeindruckend ist auch die Ponta da Piedade. Die Klippen der Landzunge.
In Lagos habe ich eine Kayak Tour durch die Höhlen gemacht, was besonders schön war, weil man, anders als mit einem Boot, direkt in die kleinen Grotten hineinpaddeln konnte.
Neben Sonne und Strand gab es in Lagos aber auch sehr leckeres Essen. Vor allem die Meeresfrüchte waren außergewöhnlich. Dort habe ich auch zum ersten Mal das Gericht Cataplana gegessen und war hin und weg.
Sagres
Von Lagos aus habe ich einen Tagestrip nach Sagres, dem südwestlichsten Punkt Europas, unternommen. Besonders beeindruckend ist hier vor allem die Landzunge Cabo de São Vincente. Majestätische Klippen hinter denen man nichts als Wasser erblicken kann. Bis Amerika kommt da auch erst einmal kein Land mehr. Imposant, sich das vorzustellen.
Auf einem Küstenspaziergang in Richtung Sagres – Stadt bin ich an einigen schönen Stränden sowie der Fort Fortaleza, einem alten Burgenkomplex vorbeigekommen.
Sagres selbst ist sehr klein und hauptsächlich auf den Surf-Tourismus ausgelegt.
Es soll hier einen wahnsinnig schönen Sonnenuntergang geben, den ich mir leider nicht anschauen konnte, weil der letzte Bus zurück nach Lagos vor dem Sonnenuntergang abfuhr…
Dennoch war Sagres für einen Tagestrip sehr schön.
Lissabon
Natürlich musste ich mir bei meinem ersten Besuch in Portugal auch die Hauptstadt angucken und die hat mir wirklich gut gefallen.
Ich habe Lissabon in zwei Teilen erkundet. Zum ersten Teil gehörte die zentralere Innenstadt mit den Vierteln Alfama und Baixa. Hier tummeln sich diverse Kirchen, Museen, Restaurants, Cafés und Geschäfte. In Baixa befindet sich außerdem der älteste Buchladen der Welt und der bekannte Elevador de Santa Justa.
Alfama ist der ältere Teil der Stadt, der aus kleinen, steilen Gassen und vielen schönen Aussichtspunkten auf die Stadt besteht. Überall waren noch Überreste der für den Distrikt typischen ausgedehnten Festlichkeiten im Juni zu finden.
Entlang der großen Rua Augusta, die mit dem Arco endet, waren überall Cafés zu finden, in denen man die bekannten Pasteis de Nata oder Pasteis de Bacalhau probieren konnte, die zu Portugal einfach dazugehören.
Im zweiten Teil habe ich die Belém Gegend erkundet. Hierzu gehört das Jerónimos Kloster und Kirche, der Torre de Belém, das Padrao dos Descobremientos und das Berardo-Museum für moderne Kunst. Außerdem gehört es in Belém dazu, die bekannten Pasteis de Belém zu probieren. Diese sind Pasteis de Nata aus der ältesten und besten (darüber ist man sich in Lissabon einig) Manufaktur.
Wieder Richtung Innentsadt kommt man außerdem an dem Time Out Food Market vorbei, der eine große Auswahl an diversen Speisen und Getränken in rustikaler Atmosphäre anbietet sowie der LX Factory. Die LX Factory ist eine Art industrial-open-art-space: Auf altem Industriegelände finden sich unter einer Brücke in Containern hippe Restaurants, Bars und Cafés sowie kleine Geschäfte und Tattoo-Läden. Alles dabei umgeben von street-art.
Dieser Ort hat mir besonders gut gefallen.
Natürlich musste ich auch einmal mit der bekannten Tram fahren. Da diese aber meistens ziemlich überfüllt war und sich auch nicht besonders gut durch die engen und steilen Straßen in Lissabon manövrieren konnte, habe ich meistens auf die Metro oder den Bus in Richtung Belém zurückgegriffen.
Von dem Aussichtspunkt Miradouro da Senhora do Monte konnte man einen außergewöhnlichen Sonnenuntergang mit tollem Blick über die Stadt genießen. Dieser war natürlich mit live Musik untermalt und als der Musiker die typsiche Bossanova Musik und „Burgesinha“ von Seu Jorge gespielt hat, musste ich nostalgisch an meine Zeit in Brasilien zurückdenken.
Mein Hostel war äußerst sozial und so habe ich schnell viele verschiedene junge Menschen kennengelernt, mit denen ich viel gemeinsam unternommen habe. Abgesehen davon hat das Hostel auch einen pub-crawl organisiert, bei dem wir durch verschiedene Bars aus der bekannten Pink Street im Barrio alto geschlendert sind sowie ein typisch Portugiesisches Essen mit anschließender live Fado-Show in einer Bar, der klassisch sehnsüchtigen Musik in Portugal.
Lissabon hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Ein guter Mix aus Geschichte, Kultur, aber auch einer liberalen und jungen Szene.
Sintra
Auch nach Sintra habe ich einen Tagestrip unternommen. Sintra ist von Lissabon einfach und günstig mit dem Zug zu erreichen. Bekannt ist die Stadt wohl vor allem für die bunten Türme des Peña Palace. Diesen sowie das Castelo dos Muros habe ich besichtigt. Da es ohne Auto und ohne sehr viel Geld für den Bus auszugeben nur die Möglichkeit gibt, den Berg zu erklimmen, um beide Schlösser zu besichtigen, habe ich mich an die eineinhalbstündige Wanderung gewagt, würde das aber nicht unbedingt weiterempfehlen. Das Ganze wurde eine halbe Kletterpartie und war bei 37 Grad alles andere als angenehm…
Beide Paläste waren jedoch atemberaubend schön, mit toller Aussicht auf den Rest der Stadt.
Die Altstadt selbst ist nicht groß und besteht aus kleinen Gässchen mit netten Cafés. Typisch für Sintra ist das travesero, eine süße Vanille-Blätterteigtasche. Generell gibt es in Portugal eine Fülle an Süßspeisen, was mir vorher gar nicht so richtig bewusst war.
In der Altstadt befindet sich auch der Nationale Palast, der aber bei Weitem nicht so spektakulär aussieht wie die anderen beiden Paläste auf dem Berg.
Ein weiteres Must-See in Sintra ist wohl die Quinta da Regaleira. In diesem Schlosskomplex findet sich neben dem Schloss selbst ein großer und vielfältiger Garten mit diversen Pflanzen und anderen Bauwerken. Besonders bekannt ist der spiralförmige unterirdische Treppenabgang.
Sintra wirkt fast wie eine richtige Märchenstadt und war einen Tagestrip definitiv wert.
Porto
Mein letzter Halt auf der Reise war Porto. Diese Stadt wird von vielen die kulturelle Hauptstadt Portugals genannt. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie Namensgeber für Portugal ist.
Porto besteht vor allem aus bunten, gekachelten Häusern, alten Kirchen und Bauwerken. Zu den klassischen Sehenswürdigkeiten gehören der São Bento Bahnhof, der Clérigos Turm sowie Kirche, die Kathedrale und die Ponte Dom Luís Brücke (die mich stark an die Solinger Müngstener Brücke erinnert hat).
Neben diesen Sehenswürdigkeiten ist Porto aber vor allem eine Stadt der Kultur und des Genusses. Viele Restaurants, in denen man das klassische Francesinha, eine Art Croque Madame mit Fleisch und Bacon in Tomaten-Biersauce (schmeckt wirklich gut!) mit einem süßen Port-Wein genießen kann und auf die alten ehemaligen Transport-Boote für die Weinfässer auf dem Fluss schauen kann.
So stand bei den vielen Portweinvertreibern in der Stadt natürlich auch eine Port Weinprobe auf meiner Liste. Dieser Wein ist allerdings nicht so mein Ding, wie ich festgestellt habe.
Besonders interessant war es auch die Buchhandlung Lello zu besuchen. Diese Buchhandlung gehört zu den Schönsten weltweit. Entsprechend lang war auch die Schlange zum Anstehen. Das Ganze hat sich allerdings gelohnt: Die Buchhandlung verfügt u.a. über eine große Auswahl an verschiedensten Harry Potter Büchern. So rankt sich um die Buchhandlung nämlich das Gerücht, dass ihre Decke und vor allem ihre Treppe Inspiration für J.K. Rowling gewesen sein soll, als diese in Porto gelebt hat. Zwar hat sie das nie bestätigt, aber das Gerücht macht den Buchladen natürlich noch um Einiges interessanter.
Tatsächlich gibt es noch mehr Harry Potter Inspiration in der Stadt zu finden, wie einen Brunnen, welcher von Löwen mit Flügen gehalten wird, die „Griffins“ heißen oder die alte Tradition der Studierenden, zu besonderen Anlässen in langen schwarzen Umhängen, die stark der Hogwarts-Uniform gleichen, zu erscheinen.
Von der anderen Seite des Flusses, der Stadt Gaia, hat man einen tollen Blick auf Porto und kann vor allem einen traumhaften Sonnenuntergang genießen.
Auch in Porto habe ich wieder sehr nette Menschen kennengelernt, mit denen ich viel unternommen habe und mich auch mit der jungen Frau wiedergetroffen, die ich in Albufeira kennengelernt habe. Da sie in Porto aufgewachsen ist und dort aktuell noch lebt hat sie mir eine private Führung durch die Stadt gegeben, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Porto war ein toller Abschluss meiner einmonatigen Reise.
Ich habe es sehr genossen, eine neue Kultur und deren Geschichte kennenzulernen. Und während die Algarve mit ihren schönen Stränden zum Entspannen einlud, gab es in Lissabon und Porto einiges zu sehen.
Vor allem war es aber die erste längere Erfahrung, bei der ich allein unterwegs war. Diese neue Form der Freiheit hat mir viel Selbstvertrauen, Eigenständigkeit und Unabhängigkeit gegeben, aber vor allem auch gezeigt, dass alles irgendwie funktioniert, Stress (meistens) völlig unnötig ist und etwas Mut nötig ist, um neue Erfahrungen (abseits der eigenen Komfortzone) zu machen. Und natürlich habe ich viele tolle Menschen kennengelernt.
Interrail würde ich in Portugal jedoch nicht zwingend empfehlen. Das Schienennetz ist nicht sehr gut ausgebaut, die Züge sind alt und auch nicht vollständig zuverlässig und die Bahnhöfe auch nicht besonders modern organisiert. Die Busanbindung ist um Einiges effizienter (so wurde ich auch einmal, als ich eigentlich einen Zug gebucht hatte, auf einen Bus umgebucht, da dies in Portugal einfach besser funktioniert).
Aus meiner Interrail Erfahrung nehme ich vor allem positive Eindrücke mit: Mit dem Zug zu reisen ist günstiger und eigentlich einfach, die meisten Menschen sind sehr aufgeschlossen und helfen gerne und Hostels sind eine tolle Möglichkeit, um andere Gleichgesinnte kennenzulernen.
Den einzigen negativen Schluss, den ich ziehe, ist, dass Interrailen nicht so spontan funktioniert, wie ich es am Anfang gedacht hätte. Ebenso wie das Buchen von Hostels muss die Reise für einen möglichst reibungslosen Ablauf vorher gut geplant werden.
Diese einmonatige Reise war wieder eine großartige persönliche Bereicherung für mich in meinem gap year, die ich noch lange in guter Erinnerung behalten werde.